Mägico
- stundenblume3
- 17. Feb.
- 3 Min. Lesezeit

An unserm letzten gemeinsamen Tag entschließen Anna und ich uns, den Canyon Sumero zu besuchen. Das ist bei Tuxtla beziehungsweise Chiapa de Corzo, von wo aus unsere Flüge in unterschiedliche Richtungen gehen.
Morgens brechen wir mit einem Collectivo, den mexikanischen Transportern, von unserem Air BnB aus auf. Bunte Häuser ziehen vorbei, während wir im Zick-Zack durch die gerasterten Straßen Tuxtlas fahren. Mexikos Ortschaften sind sehr rechtwinklig.
Chiapa de Corzo empfängt uns angenehm ruhig. Ein weiter Platz mit hochgewachsenen Bäumen, die Blüten tragen, rundherum Arkaden mit farbenfrohen Souvenirshops und Lokalen. Nach dem 100 % mexikanischen Tuxtla voll buntem Treiben, engen Straßen, Menschenmassen, Musik, die von rechts und links aus Riesenboxen dröhnt, aufdringlichen Verkäufern, niemals endendem Autostrom... eine angenehme Abwechslung.
Wir lassen uns Burritos zum Mitnehmen machen und tigern die Gassen, gesäumt von weiteren Souvenirshops zum Fluss hinunter. Dort umschließt uns wieder mehr Gewusel, allerdings touristischer Art. Wir kommen nicht daran vorbei, direkt an einem der Stände unsere Tickets für die Bootsfahrt zu kaufen, und da wir sowieso warten müssen, packen wir die Burritos direkt wieder aus. Und man - sind die lecker, wenn der Teig aus Weizen ist. Es ist unglaublich wie einfach alles in Mexiko irgendwie aus Mais besteht, selbst in die typischen Kakao-Getränke wird Maismehl gerührt und wir haben es im wahrsten Sinne des Wortes satt.
Gute Entscheidung, gleich zu Essen. Denn bei den Booten handelt es sich eher um Speed-Boote. Man steckt uns in rote Schwimmwesten und verteilt uns mit 18 weiteren Personen im Boot. Wir werden getrennt und machen einen lächerlichen, kleinen Aufstand. Eigentlich doch gut, dass wir so beide am Außenrand sitzen und gute Sicht haben.
2 1/2 Stunden jetten wir über den Fluss. Wir halten an besonderen Stellen wie der für das Wappen von Chiapas bildgebenden Canyonöffnung, betrachten sonnenbadende Krokodile - was für Drachen - , tauchen in eine "bunte" Höhle, in der der Müll der ganzen Saison treibt, ein, sehen faszinierende Natur, Klippen, Vögel, Äffchen, bewegen uns zwischen 1000 Meter hohen Schluchten und lassen den Wind bei voller Fahrt mit unseren Haaren spielen. Das Wechselspiel der Wolken perfektioniert die Tour, denn ohne sie würden wir wohl in der Sonne verglühen.
Doch die eigentliche Magic widerfährt uns nach der Rückkehr. Im Grunde hören wir nur den Ruf des Kaffees, als mir plötzlich die bunten, im Wind tanzenden Souvenir-Bommel, die Anna so gefallen, ins Auge springen. Am letzten Tag immer noch unentschlossen, ob sie welche möchte, gehen wir auf die besonders schön leuchtenden Exemplare zu.
Der Standbesitzer spricht uns an als ich einen Jadestein berühre. Ich nicke und tippe meine Halskette mit dem Jadeanhänger an, hab ich schon. Er freut sich und interessiert sich zunächst für Annas Opal, der trüb blau tiefgründig schimmert. Wie alle zuvor denkt er auch, dass es ein Achat ist, scheint aber sehr fasziniert davon zu sein. Als wir all unsere Steine durch haben, erzählt er uns von den Samen-Armbändern auf seinem Tisch, testet, ob wir ihre Energie spüren und erzählt uns viel von seinem Heilwissen. Er fragt nach unseren Sternzeichen und so geraten wir irgendwie vom einen ins nächste, tiefer und tiefer ins Gespräch. Obwohl das klägliche Spanisch zu wünschen übrig lässt, beginnt eine spannende Vibration zwischen uns dreien. Wie ein Band, das sich webt und eine Verbindung schafft. Wir tauschen uns weiter über Heilen und falsche Heiler aus - Ein wahrer Heiler würde nicht behaupten, dass er heilen kann.
Er analysiert uns numerologisch und eröffnet uns einige Dinge über uns und unser Leben, die wohl oder übel zutreffen. Ob ich nun mal sehr lange Leben werde und Heilerkräfte in mir trage, weiß ich nicht. Genau so wenig wie Anna.
Es fällt uns schwer uns aus dieser Blase der Verbundenheit zu lösen. Doch schließlich schenkt er uns einen kleinen Bergkristall und wir verabschieden uns, um uns wieder der Kaffee-Mission zu widmen.
Nachdem wir dieses Bedürfnis endlich befriedigt haben, entscheide ich mich zurück zu gehen, da mein Gefühl sagt "ich möchte eines dieser Baumsamen-Armbänder als Start für Peru". Immerhin hat Mägico erzählt, dass diese Samen noch mehr in Peru als in Mexiko vorkommen und von den unterschiedlichen Völkern in Ritualen zur Heilung genutzt werden. Auch wenn sie mir nicht besonders gefallen, fühlt sich das nun richtig an.
Wir lachen als wir uns erneut gegenüber stehen. Er nennt einen Preis von 25 Pesos und wir blicken ihn skeptisch an. Bescheisst der sich gerade selbst? Naja, das ist seine Entscheidung.
Nocheinmal kommen wir ins Gespräch bis er schließlich ein Buch aufschlägt, um uns einen geschrieben Satz zu zeigen:
"Heute sind zwei deutsche Frauen zu mir gekommen."
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