
Las Chicas
- stundenblume3
- 15. Jan.
- 4 Min. Lesezeit
Zehn Tage sind nun bereits vergangen seit ich in Mexiko bin. Nach anfänglichem Misstrauen, Zweifeln und Touri - Massen habe ich mich endlich in den Fluss dieses Landes gegeben.
Es wirkt ein wenig wie ein verbessertes Indien. Die Leute fallen weniger über einen her, es ist erstaunlich sauber und man wird weniger betrogen, dafür aber härter.
Meine Reise beginnt in Cancun, wo mir direkt im Bus vom Flughafen Lila begegnet. Lila kommt aus Österreich, hat gerade mehrere Stunden vergeblich auf ihr Gepäck gewartet und geht zufällig ins selbe Hostel wie ich, wozu man wissen muss das Cancun echt groß ist! Sie hat ebenfalls Architektur studiert, um es jetzt nicht auszuüben und generell häufen sich die Gemeinsamkeiten auf faszinierende Weise.
Bis Anna zwei Tage später ankommt, fahre ich an den Strand und esse mich durch die halbe Stadt. Außerdem habe ich in dem Hostel viele schöne Begegnungen wie den dänischen Kobold, Zorro, Shakira und viele mehr.
Anna ist die Nummer 2, ihre Reise beginnt ganz anders als meine: Flug storniert, eine schlaflose Nacht um umzuplanen, spät abends in Cancun ankommen, um schließlich von einem Taxifahrer abgezockt zu werden (was sie ein paar Tage später rausfinden wird).
Gemeinsam fahren wir in ein Dschungel Guesthouse bei Tulum, um dort auf Maya, die dritte im Bunde, zu warten. Mit einem Collectivo, den wir irgendwo an der Schnellstraße anhalten müssen, geht es aus der Stadt hinaus. Km 19,2 - wir wissen zu dem Zeitpunkt nicht, dass das ein bekannter Begriff für den Fahrer ist. Das finden wir erst raus als man uns nicht im Dunkeln Nirgendwo einfach an der Straße aussteigen lassen will.
In unserer Unterkunft ist es wunderschön. Umgeben von üppigem Grün, schiebt sich ein selbstgeplantes und gebautes, offenes Gebäude in den Dschungel. Es ist feucht, angenehm kühl und so viel Fülle. Tropische Vögel singen in den verrücktesten Tonlagen, entspannte mexikanische Musik tönt aus einer Box. Vom Sofa aus - der perfekte Blick in die reiche Pflanzenvielfalt.
Der offene Gemeinschaftsbereich lädt zum Entspannen ein und genau das tun die zwei Norwegerinnen, die auch zu Gast sind, hier. Tag ein, Tag aus findet man sie bekifft auf der Couch vor. Außerdem gibt es noch eine Volunteerin aus Amerika mit ihren zwei Hunden und einer Katze, die in einer der Hütten lebt und natürlich Cristobal, dem das ganze gehört. Cris ist eine zweischneidige Persönlichkeit. Anfangs ist er super freundlich und bietet uns an mit uns Unternehmungen zu den Cenoten und in die etwas abgeschiedenere Natur zu machen, teilt sein Essen und sein Wissen mit uns. Doch aus der Tour wird nichts und nach einem scheinbar sehr stressigen Tag, versinkt er in Schweigen und Depressionen (?) und läuft während dem Reden schon weg, sodass man nicht schlau daraus wird.
Als Maya ankommt, interessiert das kaum und sowieso nicht, dass sie in dem Schimmelzimmer nicht schlafen kann. "Dann musst du morgen halt was anderes suchen". immerhin gestattet er es uns, die Matratze aus dem Gemeinschaftsbereich in Annas und mein Zimmer zu legen, damit Maya bleiben kann.
Mayas Ankunft war dementsprechend auch turbulenter: Flug mit stundenlanger Verspätung, Gepäck weg und dann doch da, von den Bullen mehrfach gefilzt und dann die unwillkommene Ankunft im Dschungel.
Wir fühlen uns alle rastlos, unruhig, unwohl und unzufrieden. Noch nicht angekommen. Ist das Mexiko?

Dann fahren wir zur Maya Ruine in Coba. Schon die Tuc Tuc - Fahrt dorthin macht Freude und gibt uns ein Freiheitsgefühl, und als wir in Coba aussteigen, empfängt uns eine friedliche Ruhe. Lagunen schieben sich zwischen die Häuser, üppiges weiches Grün, Palmen, kaum Verkehr und kaum Menschen, die wenigen dafür Mexikaner. Wir essen mit Blick aufs Wasser. Endlich sind wir angekommen.
Auch die Stätte hat eine erhabene, ruhige Aura. Lange Wege führen durch den Dschungel zu alten eindrucksvollen Steingebilden. Was ist hier wohl geschehen?
Die Distanzen sind so groß, dass man am Eingang sogar Fahrräder angeboten bekommt. Alternativ könnten wir uns einen der zahlreichen, angeblichen Maya - Guides nehmen, der uns dann in einer Fahrradkutsche herumfährt. Wir nehmen nichts davon, weshalb wir auch nichts über die Ruinen erfahren. Clever wie sie sind, gibt es kein einziges Schild, das irgendetwas erklärt, damit die Guides als einzige Informationsquelle dienen.
Einen weiteren Zaubertrick, um Geld zu verdienen, durften wir am Eingang kennenlernen. Zwei Durchgänge, heißt gleich zweimal unterschiedlichen Eintritt bezahlen. Tadaaa - Geld, das ist Mexican - Magic oder vielleicht Kartell - Magic?

So richtig beginnt die Reise und der magische Fluss dennoch erst als wir in Merida ankommen.
Im bezaubernden Guaya Hostel (bis auf die Matratzen, die ihre Federn in deine Rippen bohren) schalte ich mein Handy an und habe prompt eine Nachricht von einer Freundin, die seit Jahren reist. Ricarda schreibt, wenn wir zufällig in Merida vorbeikommen, können wir uns sehen. Besser hätten wir das nicht planen können.
Am nächsten Tag flanieren wir also gemeinsam durch die Stadt, Essen, trinken Kaffee und Essen noch mehr. Es fühlt sich so richtig und normal an, hier gemeinsam rumzuspazieren. Fast als würden wir das schon immer tun.
Wir saugen die friedliche Energie von Merida, der sichersten Stadt Mexikos, in uns auf, bewundern die bunten Häuser, das viele Grün und die tacoförmigen Menschen. Pardon, klein und rund, aber lecker.
Ricarda hat viele hilfreiche Infos für uns und so erfahren wir Dinge über das Land wie, dass es Blablacar gibt und Couchsurfing super funktioniert. Sie erzählt von ihrem Schamanen, von ihren Reisen, von den unterschiedlichen Regionen und vom Essen.
Am Abend schlendern wir auf einen kleinen Food Market, um uns mal wieder mit Tacos aufzutanken, als mir plötzlich das Gesicht entgleist. Da sitzt doch tatsächlich Lila aus Cancun! Wie das in einem so großen Land, in einer so großen Stadt möglich ist? Keine Ahnung. Muss wieder mal Magie sein.
So sitzen am Schluss schon fünf deutschsprachige Mädels auf Plastikstühlen an einem Plastiktisch und essen Tacos von Plastiktellern in Plastiktüten.

Kommentare